Puno – Titicacasee
21 12 201003. – 05.12.2010, Tag 59 – 61
Die nächsten beiden Tage in dem fast schon zur Heimat gewordenen netten Hostel in Cusco dienen der Entspannung und sind eher unspektakulär. Neben Reisealltag, wie umpacken, waschen und letzte Souvenirs besorgen passiert nicht viel. Trotzdem verschieben wir das Treffen in Puno, unserer letzter Station in Peru, von Samstag Mittag auf Sonntag Morgen, da uns der Nachtbus die entspanntere Variante scheint.
Sonntag Morgen um 5.00 Uhr erreichen wir Puno auf der peruanischen Seite des Titicacasee, einem der grössten und auf 3.810 Metern Höhe dem höchsten schiffbaren See der Welt. Als wir kurz danach im Hostel antreffen, dessen Adresse uns die beiden per Mail haben zukommen lassen, schläft noch alles. Wir bekommen die Couch im 1. Stock zugewiesen, wo uns gegen sieben Theresa schlafend entdeckt. Die beiden haben eine Tour gebucht und müssen los, wir übernehmen so lange das Zimmer und nach einer Dusche fragen wir, ob wir später ein anderes Zimmer mit 4 Betten bekommen. Richtig Ahnung zu haben scheint hier mal wieder niemand, aber wenig später wird dank Zustellbett aus dem ehemals 3-Bett-Zimmer ein Dormitorio (Schlafsaal). Wir begeben uns zum Hafen und suchen uns ein Boot mit dem wir zu den schwimmenden Islas de Uros gelangen. Diese Inseln, die aus Schilf bestehen und durch permanentes aufschichten neuen Materials auf dem See treiben, wurden von ihren Bewohnern als Zuflucht vor den Inkas errichtet. Bis heute leben die Uros auf diesen Inseln, die sie völlig eigenständig existieren lassen. Leider ist diese interessante Kultur, sowie die Inseln und deren Bauweise auch für die Touristen ein Renner und windige Geschäftemacher beuten die Urvölker neben der zur Schau Stellung auch finanziell ziemlich aus. Daher fahren wir direkt ohne einen Touranbieter hinaus auf den Titicacasee, der mit 8.288 Quadratkilometer, etwa 15 mal so gross wie der Bodensee ist.
Auf der Überfahrt macht sich die Müdigkeit der letzten Nacht bemerkbar und so nicke ich ein und wache erst wieder auf, als wir an einer der Inseln andocken. Die Gebilde sind wirklich faszinierend. Wie ein schwimmender Teppich wippen sie mit den Wellen des Sees und wenn man an eine dünne Stelle kommt, muss man aufpassen, dass man keine nassen Füsse bekommt. Auf den Inseln befinden sich die Hütten der Uros, die nach wie vor bewohnt sind und (im Zuge des Tourismus) auch Restaurants und Souvenir-Stände. Mit einem grösseren Schilfboot, dass sie hier den „Mercedes-Benz“ nennen, setzen wir von einer Insel zur nächsten über, wo man von einer Art Aussichtturm die knapp 50 Inseln überblicken kann. Ein geniales Versteck, da durch das hohe Schilf im Uferbereich die bewohnten Inseln von Land aus nicht gesehen werden konnten.
Zurück in Puno lassen wir uns von einem Fahrradtaxi, was wir hier zum ersten mal entdecken zu dem im Restaurierungsprozess befindlichen Boot Yavari bringen. Die Yavari wurde 1861 von der peruanischen Regierung in England bestellt, um Kap-Horn nach Arica (Chile) verschifft, mit dem Zug nach Tacna gebracht und dann in 2766 Einzelteilen mit Maultieren über die Anden geschafft. Das ganze hat mal eben schlappe 6 Jahre gedauert… Als Brennstoffe in Peru knapp wurden, wurde das Schiff teilweise sogar mit Lamadung angetrieben. Seit einigen Jahren wird nun die Yavari, die vorher wie die restliche Flotte an Land vor sich hingerostet ist, wieder seetauglich gemacht und soll irgendwann als Ausflugsdampfer dienen. Wir bekommen eine Führung über das gesamte Schiff, dessen Teile noch zu 80 % Original sind. Für 45 Soles (ca. 12 Euro) die Nacht kann man sogar in der Kajüte übernachten. Mit viel Liebe zum Detail wird hier, teilweise sogar mit Original-Werkzeugen, gearbeitet, so dass uns die Spende in den Kasten am Ausgang zur Finanzierung dieser Arbeiten nicht unangebracht scheint und wir ihr gerne nachkommen.
Nachdem unser strampelnder Fahrer uns wieder im Hafen ausgeladen hat, suchen wir einheimisches Lokal zum Mittagessen aus. Während wir im ersten noch kommentarlos eine Karte gereicht bekommen, die von uns gewünschten Gerichte aber alle nicht verfügbar sind, ignoriert man uns im zweiten Lokal schon bei der Frage nach einem leeren Tisch. Ein seltsames Verhalten, der sonst schon eher überfreundlichen peruanischen Gastwirte. An der Plaza, der sonst ziemlich hässlichen Stadt, kehren wir in ein eher touristisch ausgerichtetes Lokal ein. Zum Abschluss unseres Peru-Aufenthalts bestelle ich mir dann ein Alpaka-Steak, hier eine Spezialität und Peru-Reisenden auf jeden Fall zu empfehlen. Abends trinke ich zum Abschluss dann auch nochmal das nach Kaugummi schmeckende Nationalgetränk Inca-Kola, während es draussen in Strömen schüttet. Die Regenzeit hat begonnen und wir setzen unsere Reise morgen fort in Richtung Bolivien.